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Melody Gardot

Melody Gardot

Quelle: CAA

Eigentlich wollte Melody Joy Gardot Modedesignerin werden. Neben dem Studium am Community College in Philadelphia verdiente sie sich zudem ein Taschengeld, indem sie in Bars Jazzstandards und Radiohead-Songs am Klavier spielte. Wenn auch eher schlecht als recht, wie sie später meint.

Das Schicksal überwältigt sie an einem Novembertag im Jahre 2003 in Gestalt eines Jeeps, der ihr, die gerade mit dem Fahrrad von der Uni kommt, die Vorfahrt nimmt. Die 19-jährige überlebt den Unfall nur knapp und liegt darüber hinaus monatelang auf der Intensivstation. Ihre Hüfte ist gebrochen, die Wirbelsäule verletzt, ihr Nervensystem zudem so schwer angeschlagen, dass sie extrem licht- und lärmempfindlich ist und immer wieder Probleme bekommt, sich zu erinnern oder überhaupt mit dem Konzept von Zeit umzugehen.

Es dauert schließlich fast zwei Jahre, bis sie wieder einigermaßen gehen kann. Unter Schmerzen. Der Wendepunkt kommt durch einen Arzt, dem ihre Mutter von dem Glück erzählt, das Melody bei ihren Auftritten in den Piano-Bars empfand und der ihr daraufhin eine Musiktherapie empfiehlt. Da sie zu diesem Zeitpunkt nicht im Traum daran denken kann, am Klavier zu sitzen, spielt sie hingegen Gitarre – liegend, im Bett.

Warum Jazz, ist wie die Frage an einen pointilistischen Maler, warum so viele Punkte

»Irgendwann fing ich an zu singen, weil ich dachte, wenn ich es singe, würde mir das helfen, mich besser zu erinnern,« erzählt sie. »Und eines Tages – das ist wirklich seltsam – habe ich einfach einen Song geschrieben. Er kam schnell heraus und ich nahm ihn auf. Als ich ihn mir wieder anhörte, dachte ich: »›Wow, es ist eine Melodie.‹« Sie leiht sich ein Aufnahmegerät und nimmt eine EP mit dem vielsagenden Titel ›Some Lessons: The Bedroom Sessions‹ auf. Es sind ihre ersten Gehversuche als Singer-Songwriterin, die man inzwischen nur noch bei YouTube findet.

Seit ihrem Debütalbum ›Worrisome Heart‹ im Jahre 2007, produziert mit dem Grammy-prämierten Glenn Baratt und aufgenommen mit ihrem eigenen Trio und Musiker*innen, die sonst auch für Aretha Franklin, Harry Connick Jr. oder die Soulsängerin Jill Scott spielen, ist Melody Gardot ein Star des immer populäreren Vocal-Jazz.

»Die Leute fragen immer: ›Warum Jazz?‹ und ich antworte ›Warum nicht?‹«, sagt sie. »Es ist, als würde man (den pointilistischen Maler) Seurat fragen: ›Warum so viele Punkte?‹ Ich stelle mir vor, man würde Björk fragen: ›Warum die tibetischen Glocken?‹ Sie würde wahrscheinlich sagen: ›Die habe ich gerade da gehört.‹ Genauso ist es bei mir. So empfinde ich Musik.«

Besonders in Europa feiert sie mit der Musik ihrer fünf Studioalben große Erfolge, von Platinverkäufen bis zum Echo Jazz. Ihr fabelhaftes Live-Album entstand 2017 sogar gänzlich ›Live in Europe‹.

Melody Gardot

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