
WOLFGANG HAFFNERS DREAMBAND
WOLFGANG HAFFNERS DREAMBAND

„I have a dream …“, ist ja bekanntlich ein berühmtes Zitat des afrikanisch-amerikanischen Bürgerrechtlers Dr. Martin Luther King. Als man Wolfgang Haffner nach seinem Traum fragte, nannte er fünf Namen. Genau die Namen der Musiker, mit denen er dann 2021 als Wolfgang Haffners Dreamband in Erfurt zu Gast war.
Sie alle sind selbstverständlich Virtuosen ihres instrumentalen Fachs. Leader eigener Bands und erfahrene Jazz-Koryphäen. So unterschiedlich und deshalb so perfekt passend, auch wenn der Altersunterschied mal über fünfzig Jahre reicht. Und sie sind zudem gute Bekannte, ja, Freunde von Wolfgang Haffner. Man kommt daher immer wieder ins Träumen, wenn man sich erinnert, was diese fünf Musiker als Wolfgang Haffners Dreamband auf die Bühne brachten.
Wolfgang Haffner ist kein Frontmann.
Er findet es nämlich »herrlich«, wie er erst kürzlich in einem Interview sagte, im Hintergrund die Strippen zu ziehen. Denn: »Eine Band, die gut klingt, hat immer einen guten Schlagzeuger«. Die über 400 Alben auf denen er in dieser Funktion zu hören ist, geben ihm demnach Recht. Haffner begann seine Karriere übrigens mit 18, als ihn Albert Mangelsdorff in seine Band holte. Später holte Klaus Doldinger ihn dann zu Passport holte, wo er elf Jahre lang mehr als nur den Takt angab. Haffner war anschließend nicht nur mit so unterschiedlichen Stars wie Chaka Khan oder Nightmares On Wax, Al Jarreau oder Die Fantastischen Vier und vielen, vielen mehr im Studio, sondern auch live viel unterwegs.
Mit Wolfgang Haffners Dreamband schlägt der Musiker ein neues Kapitel auf.
Aus den USA, aus Schweden und Deutschland kommen die Musiker übrigens im November 2021 eigens für diese Tour zusammen. Ganz oben auf der Liste steht der Trompeter Randy Brecker, mit dessen Fusion-Formation mit Bruder Michael namens Brecker Brothers der Drummer schon oft live gespielt hat. Der inzwischen 75-jährige ist übrigens mehrfacher Grammy-Gewinner. Überdies ein lebendiges Beispiel für die integrative Energie des Jazz.
Nils Landgren am „roten Horn“ und „Ritter“ Bill Evans am Saxophon
Kein geringerer als Nils Landgren »The Man With The Red Horn« ist sodann der zweite Brass-Bolide in dieser Traumband. Der vielfach preisgekrönte Leiter der Nils Landgren Funk Unit ist übrigens auch ansonsten einer der erfolgreichsten europäischen Jazzmusiker. Von Stationen bei ABBA über Auftritte mit Herbie Hancock oder The Crusaders, es gab schon viele umjubelte Projekte. Dass Landgren die ersten musikalischen Gehversuche übrigens am Schlagzeug machte, dürfte der gemeinsamen Sache deshalb auch förderlich sein. Diese Musiker verstehen sich zudem auch abseits der Bühne, was ihrem innigen, intuitiven Zusammenspiel zusätzliche Intimität verleiht.
Dritter Mann in der Horn-Section ist ebenfalls ein guter und langjähriger Kollege: der amerikanische Saxofonist Bill Evans, nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Pianisten. Früh gefördert von Miles Davis – der Ritterschlag schlechthin im Jazz – hat sich Evans anschließend einen hervorragenden Ruf als kraftvoller Melodiker im modernen Fusion-Olymp erspielt. Auf seinen mehr als zwanzig Alben als Leader ist übrigen auch Randy Brecker immer wieder mal zu hören. Zu Bill Evans seit 2018 bestehender Band Spykillers gehört neben Wolfgang Haffner auch der Junior dieser Traumband, der Keyboarder Simon Oslender.
Teilweise macht der Altersunterscheid der Musiker mehr als 50 Jahre aus!
Oslender, der 22-jährige Aachener, der übrigens ursprünglich auch mal Schlagzeugunterricht bekam, spielt aber zudem seit seinem fünften Lebensjahr Hammond Orgel, inzwischen natürlich alle erdenklichen Keyboards und Pianos. 2020 hat er darüber hinaus nicht nur sein Debütalbum als Leader veröffentlicht, sondern ist überdies auch auf dem im selben Jahr erschienenen Album ›Kind of Tango‹ von Wolfgang Haffner zu hören. In dessen Band ist er zudem seit mehr als zwei Jahren fest engagiert.
Last but not least komplettiert der »führende Vibrafonist seiner Generation«, so das Reclam Jazz Lexikon, diese Traumbesetzung. Dass Christopher Dell neben seiner Erfahrungen mit der NDR Bigband, mit internationalen Ikonen wie Benny Golson, Kenny Wheeler oder Lee Konitz überdies auch das Fach „Urbane Wissensformen und Organisationstheorie« als Professor unterrichtet, könnte dafür sorgen, dass der 55-jährige an seinem Schlaginstrument ebenfalls die eine oder andere Strippe zieht.